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Roland Ziss

AQUAE MATTIACORUM

An den heißen Quellen entsteht eine Stadt

Die Anfänge des römischen Aquae Mattiacorum – des heutigen Wiesbadens – liegen im Dunkeln. Roland Ziss schildert anschaulich, wie sich aus einer Siedlung am Sumpf die erste Badeeinrichtung für Menschen und Pferde entwickelt haben könnte. Zum Buch

Ankunft bei den warmen Wassern ...

„Noch nie konnt‘ ich so weit blicken! Was für ein Land!“
Mattia war überwältigt vom Blick in die Ferne. Sie war mit Tervin und Gernot früh aufgebrochen an diesem schönen Frühlingstag. Sie machten Rast an einem Bach auf halber Höhe der Hügelkette. Was zuerst wie eine Lichtung aussah, war der obere Teil eines großen Feldes, das in drei Streifen sanft abfiel. Auf dem mittleren Streifen keimte frisches Frühjahrsgrün; die beiden an der Seite sahen abgeerntet aus und harrten der Bearbeitung. Am unteren Rand des Feldes sahen sie eine dünne Rauchsäule aufsteigen und bei näherem Hinsehen einige Hütten.
„Hier raste ich immer auf dem Weg von Matten zu den warmen Wassern.“
Gernot strich sich über den Bart, schirrte die Stute Gersimi aus, führte sie an den Bach und stellte ihr den Fresskorb mit Heu hin.
„Die Sicht ist gut heute. In den Hütten dort am Ende des Felds, da wohnen Kelten.“
„Woher weißt du das?“, fragte Tervin.
„Das weiß ich halt. Das ist Neurod, ein keltisches Dorf. Man erkennt das an den Dächern. Die sind steiler als bei uns Chatten, damit das Regenwasser besser abläuft. Seht ihr die Hügel am Horizont? Dazwischen ein weites Tal und das Glitzern? Das ist der große Fluss; die Sugambrer nennen ihn Rhein. Er ist so breit, dass man ein Floß braucht, um auf die andere Seite zu kommen.“
„Warst du schon auf der anderen Seite, Gernot?“

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